AUSLÄNDER
Zahlwörter; ich – die eins; Du – die zwei; es – die drei – das Viel – das Fremde.
Eine geschichtliche Entwicklung der Zahlen. Was war zuerst? Die Henne oder das Ei?
Was hat das mit dem Thema Ausländer gemein?
Die Zahl als Ursprung der Sprache. Die drei – das Viel – das Fremde.
Den Menschen in ihrer eigenen Umgebung ist ein Dritter – eine nicht gewohnte – fremde Person oder Gruppe – das ist zu viel.
Die Betonung liegt auf Umgebung. Der Ort, an dem festgestellt wird, das da etwas Fremdes ist. So wie ich es in Indien beim Teej-Festival erlebt habe.
Das Teej-Festival ist ein wichtiges Fest für verheiratete Frauen. Es wird zelebriert zu Ehren der Göttin Parvati, Sinnbild der lebensspendend und lebenserhaltenden Mutter. Teej ist ein wahres Frauenfestival. In schillernden Gewändern und ausgelassener Stimmung beleben alte und junge Frauen die Straßen. Hierbei wird die Wiedervereinigung der Göttin mit ihrem Gatten Shiva gefeiert, nachdem sie ganze 100 Jahre von ihm getrennt war. Es ist somit Sinnbild für eine glückliche Ehe. Hier werden volkstümliche Lieder zu Ehren der Götter gesungen und die Menschen tanzen durch die Straßen während sie von pompösen Umzügen begleitet werden. Hierzu tragen alle die schönsten Kleider und Gewänder und sind in grüne Tücher gehüllt, die zudem die Ankunft des Monsuns symbolisieren. Es findet im Monat Shravan (August) statt.
Was geschah, als meine Tante und ihr indischer Mann und ihre indische Freundin und ich uns den Weg durch dieses feiernde Frauenvolk bahnten, um zu unserem Restaurant zu gelangen? Es gab für mich eine vollkommen unerwartete Hand taschen schlacht. Ein kleiner Hinweis. Eine weiße Frau, alternativ weißer Mann ist in der indischen Gesellschaft weniger wert, als die niedrigste Kaste. Mit anderen Worten ist man nichts wert. Ein Pulk von bunt gekleideten Frauen schlug mit ihren Handtaschen auf meine Tante ein. Meiner Tante blieb nichts anderes übrig, als sich zu wehren. Und das während der Festlichkeiten zu Ehren der Göttin Parvati.
Was fand hier statt. Angst oder Hass? Angst gegen das Fremde? Oder ein Vorurteil gegen weißhäutige Menschen, die die Inder an die Engländer als Besatzer erinnert. Zusammengefasst scheint es ein Fremdkörper in einem Organismus zu sein. Sonder barer weise schlugen sie nicht auf mich ein. Es möge jeder für sich selbst interpretieren.
Alternativ zu allen möglichen Erfahrungen ein Bild vom Strand in Madras. Die Frage eines zehn jährigen Jungen an mich, „woher kommst du“. Meine Antwort: Aus Deutschland. Was folgte? Der Junge hob den rechten Arm und sagte, HitlerLand. Wie kommt ein zehnjähriger Junge dazu, ein Ereignis, was einunddreißig Jahre zurück liegt, so bewusst und spontan bei der Hand zu haben. Ein gleiches Geschehen in Chittagong. Mit dem kleinen Unterschied, das nach meiner Auskunft Deutschland eine Art Erpressungsversuch gestartet wurde. Gib mir zwanzig Dollar, dann sag ich es nicht. Er deutete auf die Ansammlung von Menschen. Mir blieb nur die Flucht übrig.
In Port Said benahm ich mich als Ausländer daneben, indem ich eine Straßengabelung fotografierte. Urplötzlich flogen Pflastersteine in meine Richtung, obwohl ich niemanden im Visier hatte. Wieder Flucht.
Eine alternative Geschichte fand in Alexandria statt. Am Strand lernten wir zwei junge Damen kennen. Mein Freund und ich schlenderten mit den Mädchen auf dem Gehsteig eine Straße entlang. ………………………..